Bienen sammeln und transportieren Nektar und Honigtau in ihrer Honigblase. Der Inhalt der Honigblase, ein zuckerhaltiger Rohsaft, wird dann an die Stockbienen weitergegeben. Da die Honigblase auch als Honigmagen bekannt ist, kommt es oft zur Annahme, dass die Bienen den süßen Rohsaft erbrechen und Honig damit Bienenkotze ist. Diese Bezeichnung ist aus mehreren Gründen nicht richtig.

Vom Blütensaft zum Honig

Um die nötigen Materialien für den wertvollen Honig zu gewinnen, schwärmen die Bienen eines Bienenstocks immer wieder aus. Ihr Ziel sind die Blüten verschiedenster Pflanzen, an denen sie Honigtau oder Nektar aufnehmen. Dabei saugen sie den süßen Saft mit ihren Rüssel auf. Von dort aus gelangen die zuckerhaltige Flüssigkeit in die Honigblase. Zurück im Bienenstock gibt die Biene den Rohsaft aus der Honigblase an die Stockbienen ab. Erst durch mehrmaliges Abgeben und wieder Aufnehmen in die Honigblase der Bienen, wird aus dem Saft Honig. Die Biene verwendet einen Teil des aufgenommenen Nektars auch für die Verdauung. Die Tatsache, dass bereits im Körper befindliche Nahrungsbestandteile wieder abgegeben werden, ist jedoch die einzige Gemeinsamkeit der Honigherstellung mit dem Erbrechen.

Die Verarbeitung der Rohmaterialen in der Honigblase

Bienen reichern während ihres Ausfluges alle für den Honig benötigten Materialien in der Honigblase an und kehren anschließend damit zum Bienenstock zurück. Bei Kotze oder Erbrochenen handelt es sich vereinfacht beschrieben um angedaute Nahrung, welche aus dem Magen entleert wird. Die Nahrungsbestandteile wurden dann bereits durch Verdauungsenzyme teilweise zerlegt. Solche Enzyme spalten den Speisebrei, um die enthaltenen Nährstoffe für die Aufnahme in den Körper vorzubereiten. Die Honigblase ist wie der Magen ein Verarbeitungsorgan. Auch hier kommen Enzyme zum Einsatz, die bereits mit der Verarbeitung des Rohsaftes aus Nektar oder Honigtau beginnen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Verdauungsenzyme. Die Mischung aus Rohmaterialien für den späteren Honig, die die Bienen in der Honigblase transportieren, ist damit im engeren Sinne keine angedaute Nahrung.

Bienen erbrechen den Rohsaft nicht

Ein zweiter wichtiger Unterschied zwischen Honig und Erbrochenen besteht darin, dass bei der Honigherstellung kein Würgereflex beteiligt ist. Diesen besitzen die Bienen nicht, sie geben den Inhalt der Honigblase ab, ohne ihn zu erbrechen oder zu würgen. Honig entsteht erst, wenn der Rohsaft mehrmals abgegeben und wieder aufgesaugt wird. Jedes Mal erfolgt dabei die Anreicherung mit Enzymen und Säuren, die für die Honigentstehung nötig sind. Darüber hinaus wird der Mischung ständig Wasser entzogen. Es handelt sich dabei also um einen kontrollierten Prozess, den die Bienen fortlaufend wiederholen. Den Inhalt der Honigblase entleeren die Bienen nur bei Bedarf. Die Herstellung von Honig ist damit zeitintensiv und aufwendig. Das Erbrechen oder Kotzen ist allerdings ein Notreflex, der alles andere als geplant abläuft. Hier ist lediglich die schnelle und sofortige Entleerung des Magens das Ziel.

Fazit: Honig ist keine Bienenkotze

Auch wenn es sich sowohl bei den Rohsaft als auch bei Erbrochenen um eine Art Mageninhalt handelt, kann die Bezeichnung Kotze nicht für Honig genutzt werden. Die Bienen haben weder einen Würgereflex, mit dem sie Nahrung erbrechen können, noch handelt es sich bei Honig um angedauten Mageninhalt. Den Begriff des Erbrechens für die Entleerung der Honigblase anzuwenden, ist darüber hinaus nicht möglich, da es sich um zwei völlig verschiedene Prozesse handelt, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.

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